Rückblick Veranstaltungen 2014


70 + 30 = 100
In Worten heißt dies Zahlenspiel, dass unser dreißigjähriges Jubiläum addiert mit den Jahren des Manesse Verlages zusammen die Hundert ergibt. Manesse – das ist ein Name der verpflichtet. Da werden nicht einfach die Werke großer Autoren zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Die Bände der Bibliothek der Weltliteratur werden auf hochwertigem alterungsbeständigem Papier gedruckt, fadengeheftet und in Leinen gebunden. Und wenn wir schon von Tradition sprechen, ist es ein schönes Zeichen, dass in unserer unsteten Zeit Horst Lauinger schon seit 14 Jahren den Verlag leitet. Gleichzeitig arbeitet er als Lektor und Impulsgeber für eine Vielzahl an Neuübersetzungen von Klassikern der Weltliteratur. Für diese heute aber noch Leser zu finden ist nicht so einfach, da das, was man noch jüngst als Bildungsbürgertum bezeichnete, als verlässliche Käuferschicht verschwunden ist. Trotzdem gelingt es ihm mit seinen verlegerischen Entdeckungen immer wieder auf den Verlag aufmerksam zu machen. Solange es noch Verleger wie Horst Lauinger gibt, ist es mir um das Lesen von gehobener Literatur nicht bange.

Mittwoch, 3. Dezember 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr



Geschichte entdecken
Der Klett-Cotta Verlag ist bestens bekannt für die Hobbitpresse und natürlich durch Tolkiens Herr der Ringe. Weniger spektakulär und öffentlichkeitswirksam ist die kleine, aber außergewöhnliche Reihe historischer Bücher. In schöner Regelmäßigkeit erscheinen pro Halbjahr zwei bis drei Sachbücher, die von großer Qualität und Lesbarkeit gekennzeichnet sind. Dies ist das Werk von Christoph Selzer, einem Historiker, der sich als Lektor bei Klett-Cotta für die Geschichte verantwortlich zeichnet. Er beweist aber nicht nur sein Wissen, das durch die kluge Auswahl unterstrichen wird; er muss auch Historiker aus Leidenschaft sein. Sicherlich gehört das Altertum zu seinen Vorlieben. Das lässt sich schon an der Anzahl der erschienenen Titel erkennen; das ganze Programm spiegelt ebenso aktuelle historische Themen wieder. Da ist es doppelt spannend, in das Nähkästchen einer "Geschichtswerkstatt" zu blicken.

Dienstag 25. November 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr


Ein Herbst mit reicher Bücherernte
Fast könnten wir in Versuchung kommen, zu glauben, dass die Verlage sich extra zu unserem 30jährigen Jubiläum ganz besonders angestrengt haben, um uns und Ihnen mit vielen, ganz herausragenden Neuerscheinungen für das „Literarisches Quartett“ einen Festtagsbüchertisch zu bereiten. Nicht nur bei den Romanen, in allen Bereichen hat der Bücherherbst Glanzpunkte gesetzt. Freuen Sie sich auf ein literarisches Feuerwerk bei unserer Buchvorstellung, die natürlich wie immer von Wein und Brot begleitet wird.

Das Langenauer Literarische Quartett
lädt zum 37. Mal ein
Donnerstag, 20.November 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr


Aus dem Leben einer Notärztin
Der deutsch-isländische Autor Kristof Magnusson bringt nach Langenau nicht wirklich einen Arztroman mit - zumindest nicht das, was man dahinter vermutet. Wie in seinem letzten Roman, bei dem er die Finger tief in die Wunde der Bankenkrise legte, will er mit seinem Roman hinter die Kulissen des Krankenhausalltags blicken und begibt sich auf die Spur unserer rauen sozialen Wirklichkeit. Obwohl er das sehr kritisch und lebensnah verfolgt, bleibt er doch ein Autor, der sich auch in der Sparte Humor auskennt. Seine Notärztin steht mitten im Leben, obwohl sie in ihrem Privatleben auch einige Baustellen zu verarbeiten hat.

Mittwoch, 22. Oktober 2014 - 20 Uhr
Pfleghofsaal Langenau


Kristof Magnusson
„Arztroman“

Roman
320 Seiten
Verlag Antje Kunstmann
19,95 Euro


Finnische Literatur
Vielleicht liegt es an der Sprache, die, so wie die ungarische, eben nicht indoeuropäisch ist, oder an der geografischen Lage hoch im Nordosten Europas an der Grenze zu Russland. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir nicht allzu viel von Finnland und nehmen dieses Land kaum wahr, obwohl es seit 1995 Mitglied der EU ist und den Euro als Zahlungsmittel hat und irgendwie jeder schon mal den Namen Nokia gehört hat. Finnland ist fast so groß wie Deutschland, hat aber nur 5,4 Millionen Einwohner, die sich in den südlichen Landesteilen konzentrieren. Doch die Finnen sind im Vergleich zu uns wahre Leseratten für die vor allem Bibliotheken von großer Bedeutung sind. Auf dem deutschen Buchmarkt entsteht ein wenig der Eindruck, dass finnische Literatur fast gleich zu setzen sei mit Krimis und Thrillern. Das liegt aber vielleicht weniger an den Schriftstellern, als an dem Boom nordischer Kriminalromane. Dass die finnische Literatur mehr zu bieten hat, wollen wir zusammen mit dem Team der Langenauer Bücherei an diesem Abend zeigen. Bevor wir aber mit der Buchvorstellung beginnen, wird uns Armi Roth-Bernstein-Wiesner, eine finnische Bibliothekarin in Deutschland, Wissenswertes über die Kultur und die Geschichte Finnlands erzählen. Unser gemeinsames finnisches Bücherfest wird natürlich auch wieder kulinarisch begleitet.

Dienstag 7. Oktober 2014 - 20 Uhr
Pfleghofsaal Langenau


Raritäten aus 30 Jahren Buchhandel
Natürlich gibt es jede Menge Eintagsfliegen auf dem deutschen Buchmarkt. Diese enden auf den Wühltischen der Buchhandlungen auf dem Jahrmarkt des billigen Ausverkaufs. Ab und an ist dort auch ein wahrer Schatz zu finden, doch das bleibt die Ausnahme. Ausschließlich aber um solche vergessenen Schätze geht es uns an diesem Abend, der nicht umsonst unter dem Motto"A schene Leich' " steht. Wir werden im Vorfeld unsere Raritäten aus den Regalen ziehen, Bücher, die uns schon seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten begleiten, ohne dass sie einen Leser gefunden hätten. Wir wollen nicht nur diesen Büchern, sondern auch Ihnen als Leser eine Chance geben, etwas ganz Besonderes zu entdecken. War es die mangelnde Resonanz in den Medien oder unsere schnelllebige Zeit, die immer nach dem Neuen Ausschau hält, vielleicht auch ein grässlicher Buchumschlag, der manchmal ein Buch unverkäuflich macht? Auf jeden Fall wurden im Laufe der Jahre diese Bücher treue Begleiter einer jeden Inventur, so dass man sich natürlich über den Verkauf freut – aber gleichzeitig ein wenig melancholisch wird, wenn solch ein Buch unser Haus verlässt.

Mittwoch, 24. September 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr


Nichts Schnelleres gibt es als die Jahre
Nach 30 Jahren Buchhandlung darf gefeiert werden! Wir haben es am 3. September ausgiebig und einen ganzen Tag lang getan. Der Chef des Hauses hat sich sogar dazu hinreißen lassen – unmusikalisch wie er ist – zu singen. Getreu nach dem Lied „Verdammt lang her“ hat er sich einen neuen Text einfallen lassen. Letztendlich war dies aber mehr ein kabarettistischer Beitrag, denn eine musikalische Glanzleistung. Die sich anschließende „Festrede“ können Interessierte an dieser Stelle gerne nachlesen. 30 Jahre Buchhandlung Mahr sind eine lange Zeit und beim Rückblick stellt man dann fest, wie sehr sich alles verändert hat - auch der Buchhandel. 30 Jahre in dieser Branche zu überstehen, dazu bedarf es guter Mitarbeiter und mehr noch Menschen, die den Wert einer Buchhandlung vor Ort schätzen. Deshalb an dieser Stelle noch einmal Dank allen, die mit uns gefeiert haben und an all jene, die uns die vielen Jahre über unterstützt haben.

Mittwoch, 03. September 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr



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Porsche, Pop und Parkinson
Mit diesen drei "P" ist schon sehr viel gesagt. Matthias Holtmann liebt seinen Porsche und ist, was den Pop betrifft, einfach Kult. Er hat dem SWR seinen Stempel aufgedrückt und aus dem angestaubten ersten Radioprogramm des Südwestens wirklich den Nummer Eins Sender gemacht. Uns Ältere hat er durch die ganze Rock- und Popgeschichte begleitet, da er schon immer Sendeformate prägte, die Musikgeschichte machten. Was Wunder, hat er doch selbst als Schlagzeuger bei Triumvirat gerockt und war dabei als es 789 hieß: Top 1000 – die erste Hitparade des damaligen Süddeutschen Rundfunks. Seine Art eine Sendung zu moderieren oder Rockstars zu interviewen ist unnachahmlich. All dies findet der Leser in der im März 2014 erschienenen Autobiografie des Radiomanns. Ganz offen geht er darin auch mit seiner Parkinson- Erkrankung um, so wie er im ganzen Buch auf seine ihm eigene Art von einem wilden Leben erzählt, das natürlich auch von Rückschlägen begleitet wurde.

Freitag, 22. August 2014 - 20 Uhr
Kultur im Bahnhof Langenau


Matthias Holtmann
„Porsche, Pop und Parkinson, m. Audio-CD“

Autobiographie
325 Seiten
Klöpfer & Meyer Verlag
25,-- Euro


Südtirol in Langenau
They never come back. Das gilt nur für Boxer und nicht für Verleger. Selten sind wir so oft gefragt worden, ob wir diesen wunderbaren Abend über Südtirol nicht doch noch einmal wiederholen wollen. Kein besserer Anlass als unser Jubiläum, den Bozener Folio Verlag im Sommer wieder nach Langenau zu holen. Der Verleger Hermann Gummerer und seine Frau Christel sind uns längst zu Freunden geworden. Mit viel Kenntnis aber auch Verbundenheit zur Heimat – Südtirol zählt mit zu den schönsten Regionen mitten in Europa – ist dieser Verlag mit seinen Büchern längst mehr als ein Geheimtipp und unverzichtbar für einen gelungenen Urlaub. Natürlich werden wir wieder versuchen, etwas von dem Südtiroler Lebensgefühl auch kulinarisch in unsere Buchhandlung zu zaubern. Nicht vergessen werden darf aber, dass der Folio Verlag mit seinem Wiener Pendant auch literarisch etwas zu bieten hat.

Südtirol entdecken
Richtig professionell warb der Verleger Hermann Gummerer nicht nur für seinen Verlag, sondern auch für seine Heimat Südtirol. Folio mit Sitz in Bozen und Wien ist mit seinen Regionalführern über eine der schönsten Regionen Europas längst kein Geheimtipp mehr. Weit über jeden herkömmlichen Reiseführer hinaus kann man sich Südtirol mit diesen Büchern erschließen. Aber Hermann Gummerer hatte bei seinem Abend in Langenau nicht nur Bücher im Gepäck. Er startete ganz in Feierlaune mit Sekt von der höchstgelegenen Kellerei der Welt, ließ Speck und Käse folgen und erzählte von der mitgebrachten Schokolade und vom Birnenzucker. Als Überraschung servierte die Buchhandlung dann noch original Südtiroler Schlutzkrapfen .Aber um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, natürlich war die Veranstaltung den Büchern gewidmet. Mit spannenden Kriminalromanen und Literatur aus den Balkanländern hat der Verlag nicht nur ein zweites Standbein, sondern auch manche Entdeckung parat. Zum Schluss zog Hermann Gummerer noch einen Pfeil vom „Ötzi“ aus der Tasche, um zu erklären, dass der Folio Verlag auch Partner des Museums in Bozen ist, das die berühmte Mumie beherbergt.

Freitag, 11. Juli 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr



dtv – eine Erfolgsgeschichte
Seit mehr als 20 Jahren ist Rudolf Frankl die "Marketingmaschine" des Deutschen Taschenbuch Verlages. Wie kein anderer hat er Einblick in die Verlagsgeschichte und kennt den Spagat, den ein großer Publikumsverlag heute zu meistern hat; den Versuch, zwischen Unterhaltung und großer Literatur, finanziell erfolgreich zu sein und gleichzeitig mit literarischem Anspruch zu agieren. Dies ist umso schwieriger geworden, seit sich die Buchbranche im rasanten Umbruch befindet. Rudolf Frankl wird von Bestsellerautoren berichten, genauso aber von dem ambitionierten Projekt der Reihe Premium, die auf der Suche nach bedeutender Literatur schon manche Entdeckung für die Leser gefunden hat.

dtv – ein Verlag erfindet sich ständig neu
Rudolf Frankl, langjähriger Mitarbeiter und bester Kenner seines Verlages, hielt bei seinem Auftritt in Langenau zunächst ein Plädoyer für den traditionellen Buchhandel. Die Zeiten seien aber nicht nur für Buchhändler schwer, auch die Verlage hätten es nicht einfach, sich in dem gewaltigen Umbruch der Branche über Wasser zu halten. Aber dtv hat in seiner über 50jährigen Geschichte ja bewiesen, dass sich ein Verlag ständig neu erfinden kann. Umso spannender wurde Frankls Vortrag, der anhand der Verlagsgeschichte erfolgreiche und lesenswerte Bücher vorstellte. Ursprünglich wurde dtv ja von namhaften Verlagen gegründet, um in einem eigenen, gemeinschaftlichen Verlag selbst Taschenbücher herausgeben zu können. Das „Kind“ ist aber schnell erwachsen geworden und behauptet sich mit eigenen Büchern bestens auf dem Markt. Frankl bereicherte seinen Vortrag mit vielen Anekdoten und sprach von dem Balanceakt, den dtv zwischen Anspruch und Unterhaltung vollzieht. Dabei sind die Grenzen fließend geworden. Der ständig gewachsene Verlag bietet genauso Platz für Dora Heldt, die mit ihren Romanen bestens unterhält, wie für einen vergessenen ungarischen Autoren, Antal Szerb, dessen Bücher dtv für den deutschsprachigen Markt wieder entdeckte. Den Erfolg des Abends konnte man auch daran ermessen, dass sich die Zuhörer reichlich mit den vorgestellten dtv-Büchern eindeckten.

Donnerstag, 10. Juli 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr



Spanien und Lateinamerika
Galt der Wagenbach Verlag bisher als eine der besten Adressen für italienische Literatur, haben sich seit geraumer Zeit Spanien und Portugal dazugesellt und damit auch die unerschöpfliche Vielfalt lateinamerikanischer Literatur. Ganz gleich ob nun Brasilien oder Argentinien Gastland der Frankfurter Buchmesse waren, immer wartete der Berliner Verlag mit einer Auswahl an Büchern aus diesen Ländern auf. Das haben wir Marco Thomas Bosshard zu verdanken, der neben seiner Lehrtätigkeit in brasilianischer und hsipanoamerikanischer Kultur an der Bochumer Universität gleichzeitig noch als Lektor für den Wagenbach Verlag arbeitet. Ganz nebenbei hat er die wunderschön gestaltete Reihe Salto mit zwei Bänden über Rio und Madrid bereichert. Wie gut er sich in dieser Materie auskennt, beweist er mit seinem Spürsinn, mit dem er gerade junge Autoren entdeckt. Lateinamerikanisches Lebensgefühl wird an diesem Abend nicht nur durch die Literatur, sondern auch durch kleine Kostproben aus den Küchen dieser Länder spürbar.

Ein Professor kommt ins Schwärmen
Was den Enthusiasmus betrifft stand Thomas Bosshard, Lektor für spanische und portugiesische Literatur im Wagenbach Verlag, seinem Vorgänger Lojze Wieser in nichts nach. Man merkte es dem Professor für brasilianische und hispanoamerikanische Kultur förmlich an, wie es ihm Leid tat, nicht alle präsentierten Bücher an einem Abend vorstellen zu können. Bosshard genoss es aber auch sichtlich, einmal nicht vor Studenten oder Verlagsmitarbeitern zu dozieren, sondern hautnah mit den Lesern seiner literarischen Entdeckungen in Berührung zu kommen. Dabei geriet er ins Schwärmen, wenn er von seinen spanischen und südamerikanischen Autoren erzählte. Für ihn sei es gar nicht so einfach ein Buch, von dem er selbst überzeugt ist, auf dem umkämpften Buchmarkt durchzusetzen. Dass er aber dabei doch auch Treffer landet, erkennt man daran, dass der Wagenbach Verlag neben seiner erfolgreichen Italienschiene, längst auch einen guten Namen für spanische und portugiesische Literatur hat. Wie breit das Spektrum des Verlags in diesem Bereich ist, sieht man auch an den Büchern, mit denen Wagenbach zu den Buchmesseschwerpunkten Brasilien und Argentinien aufwarten konnte. Sichtlich begeistert vom Interesse des Publikums gab Bosshard bei Wein und Tapas im Anschluss gerne Antwort auf die Fragen der Zuhörer.

Montag, 2. Juni 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr


Der Kampf gegen die „Herrenrechte“
Der Beginn des Ersten Weltkriegs ging nicht nur mit einem patriotischen Vaterlandsgetöse einher, er wischte auch die Bestrebungen der Frauen, die Sache der Gleichberechtigung voranzutreiben, mit einem Handstreich vom Tisch. Dabei waren sie schon ein gutes Stück vorangekommen, wie Barbara Beuys mit ihrem neuen Buch zeigt. Nicht nur politisch wollten die Frauen überall in Europa den Männern gleichgestellt werden. Es waren fast alle Lebensbereiche, in denen das weibliche Geschlecht den Männern ihre Domäne streitig machte. Natürlich waren es Pionierinnen, die sich in Wissenschaft und Kunst, in der Medizin und der Politik emanzipierten und durch ihre Leistungen aufhorchen ließen, aber auch in Büros, in Straßenbahnen und Postämtern tauchten Frauen auf, die selbstbewusst ihren Arbeitsplatz erkämpften. Plötzlich wurden Fragen gestellt nach der eigenen Sexualität, nach dem Recht auf Ehescheidung und natürlich politischer Mitbestimmung, die das ganze verkrustete System der wilhelminischen Epoche ins Wanken geraten ließen. Barbara Beuys hat nicht nur ein sehr genaues Buch über den Kampf der neuen Frauen um 1900 geschrieben, sie zeigt auch deutlich wie sehr dieser Einfluss auf die Politik jener Zeit nehmen konnte.

Donnerstag, 15. Mai 2014 - 20 Uhr
Ulmer Volkshochschule Club Orange


Barbara Beuys
„Die neuen Frauen - Revolution im Kaiserreich“

384 Seiten
Hanser Verlag
24,90 Euro



Brücke zum Balkan
Mit Lojze Wieser kommt ein österreichischer Verleger nach Langenau. 2014 wird er doppelt so alt sein wie unsere Buchhandlung und blickt auf über 1.000 Bücher zurück, die er auf den Weg gebracht hat. Er ist eine der Gallionsfiguren, die schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs versucht haben, die Literatur des Balkans dem deutschsprachigen Leser näher zu bringen. Was mit slowenischen Autoren begann, dehnte sich bald auf ganz Osteuropa aus und das Wieser- Programm wurde so zum Vermittler und Vorreiter einer Literatur, die so vielfältig und bis auf wenige Ausnahmen doch bei uns unbekannt ist. Lojze Wieser sieht seine verlegerische Arbeit unter dem Aspekt eines gemeinsamen Europas. Mit der Buchreihe Europa erlesen – auch diese eine Glanztat – versucht er den europäischen Gedanken fast schon enzyklopädisch weiterzutragen. Lojze Wieser ist ein durch und durch sinnlicher Mensch. Deshalb lässt sich für ihn Europa nicht nur literarisch erfassen. Es liegt auch auf der Zunge – es gibt ein Europa der verschiedenen Geschmäcker. Dass man die Vielfalt unseres Kontinents auch auf dem Gaumen spüren kann, zeigte er mit seinem Fernsehvierteiler über den Geschmack Europas – und an diesem Abend in der Buchhandlung.

Verleger trifft Buchhändler und Leser
Zu ihrem 30jährigen Jubiläum hat die Buchhandlung Mahr in Langenau neben einer ganze Reihe namhafter Autoren auch Verleger und Verlagsmitarbeiter eingeladen. Den Anfang machte Lojze Wieser aus Graz, der mit seinem Verlag wahre Pionierarbeit für die osteuropäische Literatur geleistet hat. Längst vor dem Fall des Eisernen Vorhangs hat er sich für die Verbreitung osteuropäischer Literatur mit Übersetzungen ins Deutsche eingesetzt. Sein Enthusiasmus für seine Bücher – für die Literatur – übertrug sich sofort auf die Zuhörer. Nach einem Abend mit Lojze Wieser hat man den Eindruck, dass es um den Buchhandel gar nicht so schlecht steht, wenn man sich nur auf den Inhalt guter Bücher zurück besinnt und damit für einen Abend die ganze Diskussion um die Zukunft der Branche vergessen kann. Wenn er Episoden seiner Freundschaft mit H.C. Artmann erzählt und von Handke, wird Wieser zum Entertainer. Er kehrt dann aber gleich wieder zu den Büchern zurück, um mit Miroslav Krleza, dem bedeutenden kroatischen Schriftsteller, vom großen Einfluss der Worte, der Sprachen und ihrer Verwandtschaft zu berichten. Die Sinnlichkeit der Sprache versteht der Grazer Verleger auch auf das Kulinarische zu übertragen. Ist er doch mit einem Fernsehteam unterwegs, die Küchen der verschiedensten europäischen Regionen aufzusuchen, um den Geschmack Europas mit der Zunge zu erkunden. Am Ende des Abends war dem Publikum dann klar, warum ein ganzes Schinkenbein neben dem Podium stand. Dies schnitt er gekonnt auf, damit die Zuhörer mit slowenischem Wein und Speck im Gespräch noch viele Fragen stellen konnten.

Donnerstag, 15. Mai 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr

Bücher sind anders
Bis vor kurzem noch hieß es im Buchhandel, die Großen fressen die Kleinen. Hat das vergangene Jahr eine Trendwende eingeleitet? Soviel steht fest: Während die Buchkaufhäuser schwächelten, konnten sich die kleinen, meist noch selbständig geführten Buchhandlungen, im Dezember über ein Umsatzplus freuen. Wir glauben aber, dass der Erfolg im Buchhandel nicht so sehr von den Quadratmetern abhängig ist, sondern vor allem von der Begeisterung für Bücher und der Kenntnis ihrer Inhalte. Bücher sind eben keine beliebige Ware, die man wie Parfum oder Pralinen verkaufen kann. Dies wollen wir auch bei unserem 36. „Literarischen Quartett“ unterstreichen, wenn wir die Rosinen aus dem Kuchen der Buchneuheiten des Frühjahrs picken. Schwerpunkt werden natürlich wieder die Romane sein, doch das ein oder andere Sachbuch, sowie Kinder- und Jugendbücher werden mit auf den Auswahltisch kommen.

Das Langenauer Literarische Quartett
lädt zum 36. Mal ein
Mittwoch, 9. April 2014 - 20 Uhr
Buchhandlung Mahr


Ein europäischer Schriftsteller
Die Macht des Begehrens Adolf Muschg wird am 13. Mai 80 Jahre alt. Wahrlich Zeit, um auf ein reiches schriftstellerisches Leben zurückzublicken. Wie ließe sich dieser runde Geburtstag von Verlagsseite besser feiern, als die Essays des Schweizers in einem Buch zu sammeln. Die Aufsätze zeigen Muschg als einen europäischen Intellektuellen, der dieses gemeinsame Europa immer noch als unerledigte Sache ansieht. Er spricht von der Grenze als kritische Größe des guten Lebens im Gegensatz zum Finanzkapital und der Konsumgesellschaft, die eben keine Begrenzung erfahren. Er fragt auch nach dem kulturellen Gedächtnis in einer Zeit der digitalen Revolution. Mit dieser Zeitgenossenschaft steht er ganz in der Tradition von Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch. Deshalb kommt ebenso der Romanautor Muschg zu Wort, wenn er Einblick gibt in seine persönliche Geschichte, in seine literarischen Motive, die er in seinem Werk verarbeitet hat.

Mittwoch, 2. April 2014 - 20 Uhr
Pfleghofsaal Langenau


Adolf Muschg
„Im Erlebensfall“

Essays 2002 - 2013
C.H. Beck Verlag
22,95 Euro


An Dalmatiens Küsten
Alida Bremer ist ständig unterwegs, um die kroatische und serbische Literatur dem deutschsprachigen Lesepublikum näher zubringen. Sie lebt mit ihrem deutschen Mann in Münster und ist dort als unermüdliche Übersetzerin tätig. Gleichzeitig organisiert sie aber auch pausenlos vielbeachtete Veranstaltungen, Symposien und Messen, die sich um die Literatur des Balkans drehen. Rechtzeitig zum Beitritt Kroatiens in die EU hat sie nun aber selbst einen Roman auf Deutsch veröffentlicht. „Olivas Garten“ lässt tief in die jüngste Geschichte Dalmatiens blicken, ohne dass Bremer auf das Genre des historischen Romans zurückgreifen musste. Die mögliche Erbschaft eines Gartens zwingt die Erzählerin von Deutschland aus in die alte Heimat zu reisen und gleichzeitig in der langen Familiengeschichte zu kramen. Herausgekommen ist dabei eine Hommage an ihre Großmütter, an die Frauen, die die Grausamkeiten der Geschichte des Landes erleiden mussten. Bei diesen Rückblenden zeigt Alida Bremer aber auch etwas von der Lebensfreude dieser Frauen, die mit ihrer Vitalität dem Schicksal trotzen.

Donnerstag, 27. März 2014 - 19 Uhr
Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm


Alida Bremer
„Olivas Garten“

Roman
320 Seiten
Eichborn Verlag
19,99 Euro


Die Macht des Begehrens
Das Glück der Zufriedenheit kann nicht länger verweilen, wenn die Leidenschaft Einzug hält. Vielleicht ein passendes Motto in Uwe Timms neuem Roman „Vogelweide“, der sich an Goethes großen Liebesroman „Wahlverwandtschaften“ angelehnt hat. Die Hauptfigur Eschenbach lebt fast wie ein Eremit auf einer kleinen Elbinsel. Beruflich gescheitert, von Freundin und Geliebter verlassen, findet er dort als Vogelwart seine Ruhe. Doch als Anna, die Frau mit dem sein Scheitern begann, sich aus den USA zurückmeldet und ihren Besuch ankündigt, wird die ganze Geschichte dieser Liebesverwirrung wieder lebendig. Eschenbach fängt an sich zu erinnern, wie alles begann. Die ungetrübte Freundschaft zweier Paare. Das luxuriöse Leben in Berlin. Die gemeinsamen Unternehmungen. Segeltouren und das aufwendige Kochen zu viert. Geld spielt keine Rolle, ist im Übermaß vorhanden und Berlin als Schauplatz dieser Geschichte ist das passende Umfeld für einen Roman der scheinbar unbegrenzten Leichtigkeit des Lebens. Bis sich eben die Liebe meldet, eine Liebe, die so nicht hätte sein dürfen und mit der nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Mittwoch, 12. März 2014 - 20 Uhr
Pfleghofsaal Langenau


Uwe Timm
„Vogelweide“

Roman
336 Seiten
Kiepenheuer & Witsch Verlag
19,99 Euro


Humor ist nicht alles
Mit dem Humor tun sich die Deutschen wirklich schwer, vor allem dann, wenn er noch mit einer gehörigen Portion Polemik daherkommt. Lachen über andere, das geht ja noch, aber wenn es um einen selbst geht, ja dann. Deshalb hat sich der Satiriker Eckhard Henscheid mit seiner Hochkomik nicht immer nur Freunde geschaffen. Als Mitbegründer der Titanic und Autor bei Pardon, als Kolumnist in der Zeitschrift konkret war er natürlich ein Mann mit Geschick fürs Anecken. Doch dies ist nur eine Seite des Schriftstellers, der uns mit seinen Büchern eine Literatur auftischte, die in der alten Bundesrepublik so erfrischend anders war, als das, was uns die Bölls und Grass’ kredenzten. Da erscheint dann der Romantiker, der durchaus auch dem Alltag ein Idyll abtrotzen kann. So lässt sich die jetzt erschienene Autobiografie auch wie (s)eine Sicht unserer Republik lesen.

Donnerstag, 20. Februar 2014 - 20 Uhr
Pfleghofsaal Langenau


Eckhard Henscheid
„Denkwürdigkeiten“

416 Seiten
Schöffling Verlag
22,95 Euro


Drei Lebenswege in vergangenen Zeiten
Geschichte kann man auch als die Gesamtheit von Einzelschicksalen sehen. Das mag sich Alex Capus gedacht haben, als er das Leben dreier außergewöhnlicher Menschen in seinen neuen Roman gepackt hat. Der Schweizer Autor nimmt uns mit auf die Reise in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Sie hätten sich begegnen können – die noch junge Göre, die einmal Sängerin werden will, der unwillige Student, den nur die Zahlen faszinieren und der junge Zeichner, der dem Vater eine letzte Ehre erweist. Am Bahnhof von Zürich kreuzen sich ihre Wege nur ein einziges Mal. Capus hat ein umwerfendes Erzähltalent, wie er den Leser bei der Hand nimmt und die Fäden spinnt und bei aller Liebe für das Detail nie den Blick für das Ganze verliert. Wenn er uns das Leben dieser drei Menschen erzählt, hat man den Eindruck, als ob er einen Roman über unser Europa schreibe; ein Buch das dem Unbill der Zeit Menschlichkeit entgegensetzt.

Mittwoch, 22. Januar 2014 - 20 Uhr
Pfleghofsaal Langenau

Alex Capus
„Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“

Roman
281 Seiten
Hanser Verlag
19,90 Euro