Raritäten


Selbstporträt als Märtyrerin (um 1615)

Eine künstlerische Ausnahmeerscheinung
Ist ihnen der Name Artemisia Gentileschi schon einmal begegnet? Wenn sie in Madrid, London, Florenz, Rom oder New York in den großen Kunstsammlungen waren, haben sie dort schon sicher Werke dieser großartigen Malerin gesehen. Aufgewachsen in einer Malerfamilie starb ihre Mutter schon früh, und sie wuchs bei ihrem Vater mit mehreren Brüdern auf. Artemisia zeigte frühzeitig ein besonderes Talent für die Malerei, und so arbeitete sie spätestens mit 14 Jahren in der Werkstatt ihres Vaters mit. Ihre Kunst ist von seinen Werken, von den Meisterwerken Caravaggios und der römischen Malerei ihrer Zeit beeinflusst. So signiert sie 1610 erstmals ein Werk, und die Karriere einer großen Künstlerin, die zu den Besten ihrer Zeit gehört, beginnt. Die Kunsthistorikerin Susanna Partsch nimmt uns mit in die Zeit Anfang des 17. Jahrhunderts, in die großen Städte Rom, Florenz, Venedig, Neapel und London, in denen Artemisia Gentileschi im Verlauf ihres Lebens tätig war. Für diese Biografie hat die Autorin sehr sorgfältig recherchiert; sie hat die Prozessakten eines Vergewaltigungsprozesses von Gentileschi und ihrem Vater gegen einen Malerkollegen ebenso wie die vielen Briefwechsel, die von Gentileschi erhalten sind, mit einbezogen. Dabei ist es ihr hoch anzurechnen, dass sie die künstlerische Meisterschaft und den Erfolg Gentileschis in ihrer Zeit in den Mittelpunkt stellt. Die spätere, männlich dominierte Kunstgeschichtsschreibung hatte Artemisia Gentileschi bis zu ihrer „Wiederentdeckung“ vor ungefähr 40 Jahren sträflich vernachlässigt. Gleichzeitig wurde die Malerin als rebellische, für ihre Rechte kämpfende Frau, die das Trauma der Vergewaltigung in ihren Bildern verarbeitet habe, von der Emanzipationsbewegung vereinnahmt. Susanna Partsch gelingt es, ein genaues Porträt dieser außergewöhnlichen Künstlerin zu entwerfen – einer Frau, die tatsächlich in ihrer Zeit erhebliche Benachteiligungen erfahren musste, die aber gleichzeitig für Könige und Königinnen oder wichtige Adelsfamilien wie die Medici arbeitete. In London war sie als Hofmalerin tätig, obwohl sich van Dyck und Rubens zeitgleich in der Stadt befanden. Sie stand in regem Austausch mit Galileo Galilei oder Michelangelo Buonarroti dem Jüngeren. Die hohe Wertschätzung, die sie in ihrer Lebenszeit erfuhr, zeigt sich nicht zuletzt auch darin, dass sie teilweise besser bezahlt wurde als der damals wichtigste Maler in Neapel.
Lassen sie sich durch diese auch sehr gut mit Bildern versehene und anschaulich geschriebene Biografie verführen, eine großartige Malerin kennenzulernen und das Leben in ihrer Zeit zu verstehen.
Martin Schick

Susanna Partsch
„Artemisia Gentileschi“

219 Seiten
Molden Verlag 2023
30,- Euro

Eine Sintflut – Innen wie Außen
In einem Sommer war das ukrainische Dorf wochenlang überflutet; Regen, Matsch und Feuchtigkeit bestimmen das Leben der Menschen. Die Protagonistin lässt diese Wochen Revue passieren. Ein Leben mit ihrer pragmatischen, alten Tante, bei der sie wohnt und die ihr Leben überschaubar und recht farblos gestaltet. Ein durchgesessenes Sofa als Nachtlager. Die traditionelle Einfachheit des Dorfes mit seinem Wochenmarkt, den immer wiederkehrenden Gestalten und deren Marotten, den Erwartungen und dem Dorfklatsch stehen im Kontrast zu ihrer Jugend - kollidieren mit ihren Gefühlen; dem Wunsch aufzufallen, anziehend zu sein, sich auszuleben. Heimliches warten auf den Angebetet an einer Bank am Marktplatz; verstohlene Blicke – wir er mich sehen? Bald merkt man: Auch sie wird überflutet – und genauso wie sich das Wasser eines Tages zurückzieht, glätten sich auch bei ihr die Wogen. Ein kleines Büchlein, welches das Landleben im Osten Europas sensibel und facettenreich nachfühlen lässt.
Saskia Jürgens

Tanja Maljartschuk
„Überflutet“

zweisprachig: Deutsch, Ukrainisch
74 Seiten
Edition Thanhäuser
24,- Euro

Erhältlich in der Buchhandlung Mahr

Ein bibliophiles Kleinod
Barcelona vor langer Zeit: Dort lebt Giacomo, ein wunderlicher Buchhändler, der zwischen, mit seinen Büchern, ja ausschließlich für seine Bücher lebt. Giacomo ist ein Jäger; ein Jäger auf der Suche nach den Raritäten, letztlich nach dem Buch, das es nur ein einziges Mal gibt. Man sieht ihn nicht auf den Straßen, es sei denn, eine Versteigerung von Büchern und Handschriften steht an. Sonst ist er nur als Schatten in seinem Laden herumgeisternd zu sehen.
Die Leute fragen sich, „ist er ein Sonderling oder verkehrt er gar mit dem Teufel“? Besonders seltsam ist, dass Giacomo, der ehemalige Mönch, nicht in der Lage ist, zu lesen. Und doch begehrt er nichts mehr als besondere Bücher. Die Geschichte nimmt ihren Lauf, als ein junger Student aus Salamanca den Bücherladen betritt… Gustave Flaubert, der große Flaubert, schrieb diese kurze, fesselnde Geschichte mit erst 15 Jahren. Er brilliert in seinem allerersten veröffentlichten Text als faszinierender, wortgewandter und bilderreicher Erzähler. Manch bekannter Autor hat diese Meisterschaft ein Leben lang nicht erreicht. Erfreuen sie sich an dieser bibliophilen Kostbarkeit, die sehr schön mit Bildern versehen ist und zu einem attraktiven Preis angeboten wird. Damit eignet sich dieses wunderbare Büchlein auch als herrliches kleines Geschenk für alle, die Bücher und gute Geschichten lieben.
Martin Schick

Gustave Flaubert
„Bibliomanie“

65 Seiten
Insel Verlag
8,- Euro


Ein DDR-Produkt, das man lieben muss!
Nein, das gibt es jetzt nicht, der Buchhändler aus Langenau empfiehlt ein Buch über ein Automobil! Der Trabi ist aber vielmehr als nur ein Auto, er ist Kult. Wie kein anderes Produkt verkörpert er das Land, das von der Landkarte verschwunden ist, dessen politisches System zu Recht unterging, dessen Menschen aber so sympathisch ihr Statussymbol pflegten. Ähnlich dem Westdeutschen Gegenstück, dem VW-Käfer, ist der Trabi Kult geworden. Deshalb lohnt es den Bildband Trabi Love in die Hand zu nehmen und nur beim Blättern schon von einer Nostalgie eingefangen zu werden, die die Bilder des Buches vermitteln. Der Delius Klasing Verlag hat für diesen Bildband eine ganze Reihe von Autoren gewonnen, die mit ihren Beiträgen auch Kurioses und Neues über den Trabi, ihr Wissen und ihre Quellen, beisteuerten.
Zunächst schlug dem „kleinen Zwickauer“ viel Spott entgegen, Trabiwitze machten die Runde, aber schnell wurde aus Rennpappe, Duroplastbomber, Arbeiter-Mercedes ein Kultauto, das auf der ganzen Welt seine Freunde fand. „Trabi Love" präsentiert auf über 200 Seiten einige der heute noch gehegten und gepflegten Trabant-Modelle. Ein Oldtimer mit Zukunft aus einem Land, das doch einiges zu bieten hatte.
Thomas Mahr

„Trabi Love“
Herausgegeben von Thorsten Elbrigmann

208 Seiten
Delius Klasing Verlag
20,- Euro

Gefangen im eigenen Mythos
Davids Eintauchen in die Vergangenheit seiner Mutter gleicht einer biografischen Spurensuche. Immer wieder rücken dabei auch seine eigene Kindheit und die emotionale Vernachlässigung in den Vordergrund. Die Entlarvung ihrer mythischen Selbstinszenierung und ihr Bedürfnis nach Transzendenz – oder eher Anerkennung? – stellen die Instanz der Mutter als Deutungshoheit schließlich radikal infrage.
In der isländischen Hauptstadt Reykjavík lebt Elísabet ein ausschweifendes und von Exzessen geprägtes Leben, dem sich vor allem ihr Adoptivsohn David unterordnen muss. Immer wieder behauptet die exzentrische Künstlerin, als junges Mädchen den Kuss der Erleuchtung empfangen zu haben. Anders als ihr Lebensgefährte, der Comic-Zeichner Láki, es war, ist David nicht bereit, an diesen Mythos zu glauben. Er sieht in seiner Mutter eine Frau, die nur um sich selbst kreist und andere Menschen mit ihrer charismatischen und rücksichtslosen Art ins Unglück treibt. Dafür sprechen auch mysteriöse Vorkommnisse, die mit Elisabets ehemaliger Schulfreundin Indi und deren Mann Jón zu tun haben. Jetzt – nunmehr 13 Jahren später – verspricht das Tagebuch des inzwischen verstorbenen Stiefvaters Láki Aufschluss über das damals Geschehene und das Schicksal des jungen Paares zu geben.
„Alles beginnt mit einem Kuss“ ist eine widerspenstige Erzählung, die immer wieder Schlaglichter auf das Verhältnis von Verantwortung, Schicksal und mystischer Determiniertheit wirft. Im vorangestellten Comic werden Inhalt und Form der Geschichte als Ausblick auf das Folgende auf künstlerische Weise miteinanderverbunden. Wild und turbulent, wie Elisabet selbst, fragmentiert der Roman schließlich die Rekonstruktion des Vergangenen und setzt die Geschehnisse so in neue Zusammenhänge. Er bewegt sich zwischen unüberwindbaren Uneindeutigkeiten, Abhängigkeitsgefügen und komplexen Lügenstrukturen. Seine eigenwillige Art zu erzählen – irgendwo zwischen Mythos und Realität – und die teils schonungslosen Schilderungen dessen, wozu der Wahn den Menschen befähigt, verlangen den Leserinnen dabei einiges ab.
Lina Winter

Gudrún Eva Mínervudóttir
„Alles beginnt mit einem Kuss“

384 Seiten
btb Verlag
10,- Euro

Die Aufklärung und Science-Fiction?!
Ja, es gab sie schon vor Jules Vernes: Science-Fiction-Romane, die nicht nur in das merkwürdig belebte Innere der Erde führen, sondern auch hinaus ins Unbekannte des Weltalls. So ist innerhalb der dreibändigen Weltraumreisen-Reihe des Wehrhahn Verlags diese Expedition zum – damals mehr vermuteten als bewiesenen – Marsmond erschienen. Geschrieben wurde die „Die Geschwinde Reise auf dem Lufft=Schiff nach der obern Welt“ 1744 vom Astronomen Eberhard Christian Kindermann. Der Text liest sich als naiv-erfrischendes Spektakel, das jedoch den damaligen Forschungsstand mit all seinen Spekulationen und Erkenntnissen anschaulich darlegt. Spannend sind dabei nicht nur die gut recherchierten Quellenangaben und das augenöffnende Nachwort, sondern auch die Vermengung von Wissenschaft und Religiosität, die während der rationalistischen Frühaufklärung durchaus üblich war. Ein Leseabenteuer, das einen staunen lässt.
Saskia Jürgens

Eberhard Christian Kindermann
„Die Geschwinde Reise auf dem Lufft=Schiff nach der obern Welt“

144 Seiten
Wehrhahn Verlag
16,- Euro

Der rasende Reporter schreibt
Wer kennt ihn nicht: Egon Erwin Kisch und seine Reportagen! Mit klarem, sachlichen Ton und doch viel Ironie und versteckte Kritik beschreibt er gesellschaftliche Ereignisse, Sachverhalte und oft auch skurrile Kuriositäten. Die Berliner Reportagen, die sich in diesem Büchlein der Wagenbach Salto Reihe versammeln, bilden Denkwürdiges von 1914 bis 1933 ab. Vom Heiratsladen über das „Um die Ecke bringen“ Rosa Luxemburgs bis zu seiner eigenen Verhaftung – den eine freie journalistische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Phänomenen war im aufkeimenden Nationalsozialismus nicht gern gesehen. Wer gerne facettenreich ins Berlin des frühen 20. Jahrhunderts eintauchen möchte, wird große Freude an dieser Sammlung haben.
Saskia Jürgens

Egon Erwin Kisch
„Aus dem Café Größenwahn – Berliner Reportagen“

144 Seiten
Wagenbach Verlag
18,- Euro



Irrungen und Wirrungen im bunten Wimmel-Irrgarten-Krimi
Eine einzigartige Kombination aus aufwändig gestaltetem Wimmelbuch, Irrgartenspiel und Krimi. Pierre, der Irrgartendetektiv verwickelt konzentrierte Betrachter*innen in seine Kriminalfälle und lotst sie durch bunte, klein in klein detaillierte Stadtszenarien. Die Vielfalt der Bilder und Orte ist überwältigend: Von venezianischen Kanälen und Maskenbällen über die Ausstellungsräume von Museen bis hin zu Süßwarenhandlungen. Eine Jagd voller Verschwörungen, Drachen, Autorennen, Ballonfahrten. Auf dem Weg durch die bunten Bildlabyrinthe gilt es Gegenstände und Personen zu finden und kleine Aufgaben zu lösen. Dabei weiß man nicht, wohin man zuerst schauen soll. Ein Wimmelbuch-Spiel, dass zwar schon für Kinder ab 6 Jahren geeignet ist, aber in seiner Komplexität und künstlerischen Gestaltung Erwachsene begeistert.
Saskia Jürgens

Hiro Kamigaki und IC4DESIGN
„Pierre, der Irrgarten-Detektiv“
„Pierre, der Irrgarten-Detektiv, jagt Mr. X“
„Pierre, der Irrgarten-Detektiv, und die geheimnisvolle Stadt der Masken“

Hardcover
Prestel
22,- Euro



Die Elbe – von der Quelle bis zur Mündung
Wahrlich eine günstige Rarität - ein reichbebildertes Buch des Landschaftshistorikers Hansjörg Küster über die Elbe, welches diesen 1165 Kilometer langen Fluss in allen Facetten beleuchtet. Natürlich stehen die geografischen und geologischen Beschreibungen ganz vorn. Reizvoll sind jedoch Küsters Ausflüge an die Nebenflüsse und seine umfangreichen historischen Kenntnisse.
Jahrhundertelang war der Fluss zusammen mit der Moldau, die bei Melnik in die Elbe fließt, die Transportverbindung zwischen Prag und Hamburg. Unterbrochen wurde diese durch den Eisernen Vorhang und dies war auch die Zeit als die Elbe sehr unter der chemischen Industrie zu leiden hatte. Rasch erholte sich der Fluss aber nach der Wende was die Wasserqualität betraf, nicht aber in der Uferbebauung. Die zeigte sich in der Flutkatastrophe von 2002, weil die natürlichen Überflutungsflächen überbaut wurden.
Nach der Lektüre von Küsters Buch gibt es nur eines: Wanderschuhe eingepackt und auf zur Quelle der Elbe im Riesengebirge.
Thomas Mahr

Hansjörg Küster
„Die Elbe“

Landschaft und Geschichte
336 Seiten
Beck Verlag
12,95 Euro

Einblicke in die Ästhetik der japanischen Kunst Tee zu genießen
Es gibt einige Bücher über Tee. Viele davon erzählen die Geschichte wie der Tee aus Indien, China und Japan nach Europa gelangte. Oft erscheint das Erzählte wie ein heldenhafter Seefahrerepos, der die traurigen Fakten der Kolonialzeit verharmlost. Doch dieses Buch ist anders! Kakuzo Okakura, japanischer Kunstwissenschaftler (1862 – 1913), nimmt die Leser*Innen mit auf einen Streifzug durch die japanische und zum Teil chinesische Tradition des Teetrinkens. Dabei richtet er sein Augenmerk auf die Philosophien des Taoismus und des Zens, die Gestaltung des Teeraumes, sowie die dazugehörigen Utensilien. Leere und die Ehrerbietung gegenüber dem Tee spielen eine zentrale Rolle. Das Büchlein ist mit zahlreichen Farbzeichnungen illustriert, die das Geschriebene verbildlichen. Die hochwertige Gestaltung unterstreicht den Respekt, welchen Okakura mit seinen Worten der Teekultur entgegenbringt.
Saskia Jürgens

Kakuzo Okakura
„Das Buch vom Tee“

101 Seiten
Insel Verlag (Insel-Bücherei Nr. 1423)
14,- Euro

Ein Schatz, ein Juwel, ein Wunder.
Die Briefe und Postkarten der Mascha Kaléko sind ein unerschöpflicher Schatz, immer wieder überraschend und verblüffend. Neben der beruflichen Korrespondenz mit Verlagen, die viel über ihre Arbeitsweise verraten, geben die privaten Briefe an Freunde, Bekannte und Schriftstellerkollegen ein hinreissendes Zeugnis ihres Lebens und Denkens. Manchmal von überschäumender Fröhlichkeit bis kaum auszuhaltender Traurigkeit ist alles vorhanden. Manche Briefe lesen sich wie kleine Komödien, in manchen sind Gedichte versteckt und immer wieder blitzt ihr helles Genie auf. Man ist hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen, was für Juwel.
Klaus Schönfeld

Mascha Kaléko
„Sämtliche Werke und Briefe“

4 Bände
DTV
198,- Euro

Die schönste und aufregendste Art Italienisch zu lernen
Die Gedichte von Ungaretti (1888-1970) schweben zwischen geheimnisvoller Düsternis und kristallklarer Helligkeit. Trotz der oft minimalistischen Form bewahrt er eine unergründliche Tiefe. In der Tradition Petrarcas und Mallarmes behandelt Ungaretti die großen Themen. Einsamkeit Liebe Verlust Natur Tod. Ingeborg Bachmann und Paul Celan bewunderten ihn und haben viele seiner Gedichte übertragen.
Klaus Schönfeld

Giuseppe Ungaretti
„Ein Menschenleben!“

das dichterische Gesamtwerk
4 Bände 1626 Seiten
Kirchheim Verlag 1991
80,- Euro

Die Geschichte der Stadt

„Die Stadt entsteht, weil keiner von uns sich selber genügen kann.
Sondern jeder viele andere nötig hat.“

Platon

Der österreichische Professor für Architektur, Franz Heigl, gilt als renommierter Städteplaner und als einer der besten Kenner urbaner Geschichte. Sein grundlegendes Werk gibt einen sehr guten Einblick in die Stadtgeschichte von der Antike bis in die Gegenwart. Es ist die Stärke seines Grundlagenwerks über die Stadt, dass gerade der Gesamtüberblick Kontinuitäten und Brüche in der Entwicklung des Städtebaus aufzeigt. Obwohl sich viele Grundmuster erhalten haben, wandelte sich natürlich der Anspruch der Städter im Laufe der Zeit. Leider ist dieses Grundlagenwerk vergriffen, aber wir haben noch ein verlagsneues Exemplar auf Lager.
Thomas Mahr

Franz Heigl
„Die Geschichte der Stadt“

Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert
600 Seiten
Akademische Druck- und Verlagsanstalt
39,90 Euro

Alles Goethe…
Gar Vieles gäbe es zu diesem großen Meister der deutschen Literatur anzumerken. Bewundern möchte man ihn, verehren und wünschen, dass er junge Leser findet. Den Faust, den Wilhelm Meister in die Hand zu nehmen und nur darin zu blättern, hängen zu bleiben an einer Stelle und sich an dieser schönen Sprache einfach nur zu freuen. In den Wahlverwandtschaften zu lesen, dass die Liebe nicht frägt wohin sie geht, mit Goethe nach Italien zu reisen und natürlich die Gedichte… Fast ein wenig schäme ich mich, die gesammelten Werke Goethes wie ein Marktschreier anzubieten. Die großartige Hamburger Gesamtausgabe wird vom Deutschen Taschenbuchverlag günstigst angeboten. Und wer in die Zukunft investieren möchte, kann doch um dieses Angebot fast nicht herumkommen.
Thomas Mahr

Johan W. von Goethe
„Werke, 14 Bände“(Hamburger Ausgabe)
In Kassette
11048 Seiten
DTV Verlag
49,90 Euro

Söhne brauchen Väter
Gemeinsam in ein Spiel vertieft, unterwegs auf einem Spaziergang, mitten in der Stadt, in Wohlstand gebettet oder arm am Straßenrand, der Bildband „Väter und Söhne“ zeigt wie intim und schön der Augenblick der Gemeinsamkeit zwischen den beiden sein kann. Große Fotografen wie Robert Capa und Henri Cartier-Bresson haben berührende Momente eingefangen, die zeigen, dass das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ein ganz besonderes ist. Ergänzt werden diese Bilder aus den Archiven der Fotogeschichte durch eine Erzählung von Vladimir Kaminer. Der schöne und preisgünstige Band ist eine Liebesgeschichte in Bildern und ein Aufruf an die Väter ihre Rolle anzunehmen, in einer Gesellschaft, die deren Abwesenheit beklagt. Denn viel zu schnell verrinnt die Zeit, in der die Söhne ihre Väter brauchen, als Held und Tröster, als Vorbild aber auch Sinnbild des Generationenmkonfliktes.
Thomas Mahr

Väter und Söhne
„Liebesgeschichten in Bildern“
88 Seiten
Benteli Verlag
9,95 Euro


Begegnung an der Donau
Frank Gaudlitz wurde mit seinem Fotoprojekt Warten auf Europa bekannt, bei dem er auf einer Reise entlang der Donau – vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer – Menschen porträtierte, denen er zufällig begegnete. Im bewussten Gegensatz dazu bat Gaudlitz für seine neue Serie Casa mare Menschen im südlichen und mittleren Osteuropa vor die Kamera, um sie in ihren Wohnzimmern und in Festtagskleidung zu fotografieren. Meist wurde für diese Inszenierungen eigens für ihn die »gute Stube« geöffnet- der Feierlichkeiten vorbehaltene Raum mit seiner oftmals reichen Ornamentik aus Teppichen, Heiligenbildchen, Vorhängen und Familienfotos. Die Kleidung der Porträtierten verrät etwas von deren unterschiedlichen Schönheitsidealen, aber auch von ihrem sozialen Status. Beide Ausstellungen waren in Ulm zu sehen und fanden auf dem Donaufest und im Donauschwäbischen Zentralmuseum großen Anklang. Zum Leseereignis werden die beiden Kataloge durch die Essays, die Karl-Markus Gauß und Gustav Schlögel begleitend geschrieben haben. Beide Bände sind vergriffen. Wir haben noch Restbestände, die wir zu Sonderkonditionen anbieten können.
Thomas Mahr

Frank Gaudlitz
„Casa Mare“

Essay von Karl-Markus Gauß
Fotokatalog
171 Seiten mit 74 Farbabbildungen
Hatje Cantz Verlag
10,-- Euro



Das verrückten Jahre in Paris 1919 -1939
Ob Literatur, ob Malerei, Musik, Tanz und Architektur, alles was in der Kunst Rang und Namen hatte hielt sich in jener Zeit in Paris auf, um teilzunehmen an der Avantgarde, die die Schlagzahl vorgab und die kulturelle Entwicklung in Europa dominierte. Die Faszination der französischen Metropole war so groß, dass selbst viele junge amerikanische Intellektuelle das Paris jener Zeit zu ihrem Lebensmittelpunkt machten. Vincent Bouvet und Gerard Durozoi haben mit ihrem schönen, opulenten Bildband diese Stimmung mit all ihren künstlerischen Höhepunkten eingefangen. Das Buch lädt mit seinen Texten, aber vor allem mit seinen vielen Bildern zu einer Zeitreise ein, um diese für Paris so wichtigen Jahre neu erstehen zu lassen. Die Boheme und die Künstler sorgten für eine Atmosphäre, die der Tourist noch heute in Paris zu finden glaubt.
Thomas Mahr

Vincent Bouvet, Gerard Durozoi
„Paris 1919 -1939“

415 Seiten mit 505 Abbildungen
Brandstätter Verlag
25,-- Euro

Sichern Sie sich dieses wunderschöne Buch bevor es endgültig vom Buchmarkt verschwunden ist.
Darüber hinaus hat der Verlag auch noch weitere Städtebände herausgegeben, die aber leider alle vergriffen sind wir haben aber noch ein Exemplar von „Moskau und Sankt Petersburg 1900 -1920“ auch zu dem günstigen Sonderpreis von 25,-- Euro

Ein Automobil als Hauptfigur
Was für eine literarische Sensation. Endlich, nach mehr als 100 Jahren, ist Octave Mirbeaus Reisebericht ins Deutsche übersetzt worden. Aber halt, das Buch ist viel mehr als ein solcher, es ist auch ein überaus origineller Zustandsbericht Europas mit Anekdoten und Reflexionen im Taumel des rasanten Epochenwandels. Schon der Titel des Buches „628-E8“, das Autokennzeichen des Luxusvehikels – ein Charron – beweist Originalität, das Automobil selbst wird zum Helden des Buches. Oldtimerfreunde werden sich freuen an dieser Hymne auf das Auto und sich dann doch die Augen reiben, wenn Mirbeau seine Verherrlichung auf den Kopf stellt. Ach, die armen Belgier, die von den Franzosen mit Vorliebe durch den Kakao gezogen werden und dann das Loblied eines Franzosen auf die Deutschen (1905!), das aber in der köstlichsten Persiflage auf den deutschen Kaiser Wilhelm endet, der für Mirbeau nur eine Witzfigur ist, allerdings eine Säbelrasselnde. Nein, das Buch ist nicht leicht zu lesen, wirklich nicht, es springt wild durch die verschiedensten Genres der Literatur, löst diese auf, ähnlich dem Verschwimmen der Landschaft, wenn der Charron mit Vollgas über die Landstraßen braust. Dafür entschädigen die köstlichsten Bonmots und Episoden, die das Lebensgefühl der Boheme in der Belle Epoque einfangen.
Thomas Mahr

Octave Mirbeau
„628-E8“

602 Seiten
Weidle Verlag
29,-- Euro
Übersetzt, erläutert und kommentiert von Wieland Grommes Fotos von Dirk Damer